Perry Rhodan 2965: Der Sternenring - Perry Rhodan-Zyklus 'Genesis'

von: Christian Montillon

Perry Rhodan digital, 2018

ISBN: 9783845350653 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 1,99 EUR

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Perry Rhodan 2965: Der Sternenring - Perry Rhodan-Zyklus 'Genesis'


 

2.

Willkommen!

 

Alles änderte sich.

Die Passage veränderte sich.

Es gab keinen Hinweis, keine Vorbereitung, von einem Moment zum anderen war es so.

Ich sah, dass ich schwebte, ehe es mein Körper merkte.

Mein Kopf hing nach unten. Ich ruderte mit den Armen und trudelte an Fitz Klem vorbei, der ohnmächtig dahintrieb.

Ganz anders mein zweiter Begleiter, genauer gesagt, meine zweite Begleiterin: Tamareil stand mit ihrem Roboterkörper auf dem Boden, die Stöckelschuhe so fest verankert, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.

Was es eigentlich auch sein müsste. Schließlich hatte uns der Transport durch den Shod-Spiegel nicht in den Weltraum verschlagen, sondern in eine Halle, in der ganz normale Schwerkraft herrschte. Zumindest, wenn ich den Gegenständen glauben wollte, die auf dem Boden standen oder in Regalfächern lagen und nicht die geringste Tendenz an den Tag legten, davonzuschweben.

Warum bildeten dann Fitz und ich die Ausnahme von dieser Regel?

Typisch, ätzte der Extrasinn in meinen Gedanken. Sobald ein Problem auch nur vorstellbar ist, rufen Eure Majestät, der alte Beuteterraner Atlan da Gonozal, ganz laut »hier«!

Hättest du vielleicht eine etwas praktischere Weisheit?, fragte ich gedanklich zurück. Und ansonsten kannst du mich gerne weiterhin duzen.

Du willst einen handfesteren Rat? Na gut. Nimm Hilfe an!

Und von wem?

Eine Antwort war nicht nötig, denn nun sah ich, dass Tamareil zu mir eilte und mir einen Arm entgegenstreckte.

»Atlan!«, rief sie. »Nun komm schon! Du bist in einem ...«

Sie packte meine Hand.

»... Antigravfeld gefangen und ...«

Sie zog mich zu sich.

»... ich kann dich herausziehen, weil ich ...«

Sie zog kräftig. Im Bereich der normalen Schwerkraft fiel ich wie ein Stein nach unten und riss sie mit mir zu Boden. Ihr Metallkörper krachte ohrenbetäubend nahe an meinem Kopf auf, ich landete halb auf ihr.

»Charmant«, sagte sie. »Du hättest es allerdings einfach sagen können, wenn du dir etwas intimeren Kontakt wünschst.«

»Lass gut sein«, fuhr ich sie an. »Wir müssen Klem helfen und herausfinden, wo wir hier sind!« Und ob uns Gefahr drohte. Das sprach ich nicht aus, doch es lag auf der Hand, und so selbstsicher sich Tamareil gab, war sie erfahren genug, nicht unbedarft zu sein.

Ich wälzte mich von ihr herunter und stand auf. Meine Knie fühlten sich schwach an, und es fiel mir schwer, nicht sofort zusammenzubrechen. Einen Augenblick lang schien sich die Welt um mich wellenartig zu verzerren. Ich blinzelte, bis der Schwächeanfall verging.

Was war nur mit mir los? Der Transport durch den Shod-Spiegel setzte meinem Körper offensichtlich sehr zu – anders als ein normaler Transmittertransport.

Ich konzentrierte mich auf den Zellaktivator, und tatsächlich fühlte sich meine ganze Schulter warm an, beinahe heiß. Das Gerät gab intensive kräftigende Impulse ab.

Ohne die belebende Wirkung ginge es dir sehr viel dreckiger, analysierte der Logiksektor.

Fitzgerald Klem trieb nach wie vor reglos in der Luft. Ich näherte mich ihm und achtete bei jedem Schritt genau darauf, ob ich dank fehlender Schwerkraft im wahrsten Sinn des Wortes den Boden unter den Füßen verlöre.

Wenige Schritte später kam mein linkes Bein zuerst in den Bereich der Antigravitation. Ich zog es zurück und schätzte die Entfernung zu meinem Begleiter ab. Zu weit, um ihn berühren und zu mir ziehen zu können. Aber sein bewusstloser Körper trieb langsam näher heran. Allerdings würde er an meiner Position vorbeitreiben, wenn ich ihn nicht stoppte.

In vierundzwanzig Sekunden kannst du ihn erreichen, berechnete der Logiksektor und bewies damit einmal mehr, dass er durchaus nützlich sein konnte. Nutze die Zeit!

Das musste er mir nicht zweimal sagen. Ich schaute mich um und entdeckte neben den Regalen an den Wänden hinter uns nur eine leere Halle. Etliche geschlossene Metallbehälter verteilten sich darin, manche so klein, dass gerade einmal eine kleine Katze hineinpassen würde, andere könnten einem Elefanten Platz bieten. Dazwischen blieb jeweils verschwenderisch viel Freiraum.

Ich wandte mich an Tamareil. »Ich hole Fitz. Sieh nach, ob jemand unsere Ankunft bemerkt hat und sich nähert!«

»Zu Befehl«, sagte die Pedotransfererin, während sie ihren Roboterkörper in die Höhe hievte.

Seit wann ihr Bewusstsein darin gefangen war, wusste ich nicht – sie hatte es mir nicht gesagt. Ebenso wenig war mir klar, ob sie es überhaupt als Gefängnis empfand oder ob sie die Möglichkeiten eines solchen Kunstleibes eher als Chance ansah. Was aus ihrem ursprünglichen Körper geworden war ...

... nun, das wusste ich ebenfalls nicht.

Du weißt kaum etwas über sie, und das wenige kann genauso gut gelogen sein, rief mir der Extrasinn in Erinnerung. Tamareil scheint Lügen schließlich als eine Art olympische Disziplin zu betrachten, bei der sie unbedingt die Goldmedaille erringen will.

Ich fixierte Klems Körper, der mit jedem Atemzug näher kam. Wenn ich ihn auf diese bequeme Weise erreichen wollte, durfte ich den richtigen Moment nicht verpassen.

Ein beherzter Griff, und ich hielt seinen Arm. Sein Gewicht zog mich fast von den Füßen. Ich kippte ihm entgegen, spannte die Muskeln an, zerrte ihn zurück. Er schoss mir entgegen, ruhte plötzlich auf meinen Armen.

Ächzend legte ich ihn so vorsichtig wie möglich am Boden ab, kniete mich neben ihn und untersuchte ihn. Sein Puls schlug regelmäßig und weitaus stärker als befürchtet. Wahrscheinlich ginge es mir ohne Zellaktivator ebenso.

Ich hörte schwer klackende Schritte.

Tamareil näherte sich uns. Ich wandte mich ihr zu, mein Gesicht gerade in Höhe ihrer Taille ... oder in dem Bereich ihres Roboterleibes, der bei einem Menschen die Taille bilden würde. Sie stellte hier nur eine Art metallene Wirbelsäule und einige drahtige Verbindungen zwischen Unter- und Oberleib zur Schau. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit gehabt, mit Robotern weibliche Assoziationen zu verknüpfen, wenn sie nicht gerade in Ganzkörpermasken gehüllt waren, aber bei Tamareil ging mir immer wieder der Begriff Roboterfrau durch den Sinn – obwohl sie ja genau das nicht war. Oder nicht vorgab zu sein. Sie war eine Frau, die sich ihren Roboterkörper zurechtgemacht hatte.

Sie bemerkte meinen Blick und brachte ihre Kleidung in Ordnung, sodass sie die Leere bedeckte. Ob es ihr wohl peinlich gewesen war?

Jedenfalls ging sie mit keinem Wort darauf ein, sondern sagte: »Wir sind am Rand einer großen Halle materialisiert. Das dürfte dir wohl aufgefallen sein. Die Empfangsstation des Shod-Spiegels schwebt unter der Decke – wer hier ankommt, stürzt erstmal ab und landet freundlicherweise in dem Antigravfeld.«

»Freundlicherweise?«

»Man bricht sich nichts«, sagte sie ungerührt.

»Stattdessen sitzt man erst einmal fest.«

»Ihr schon. Ich nicht.«

Ich grinste, als Fitz Klems Augenlider flatterten.

»Im Unterschied zu euch«, fuhr Tamareil fort, »war ich nach dem Transport nicht bewusstlos. Ich habe meinen Sturz gelenkt und konnte mich aus dem Antigravfeld befreien.«

»Wie lange war ich ...«

»Ohnmächtig? Du vielleicht eine Minute. Er ein wenig länger.« Sie deutete auf Klem, der ächzte und sich aufsetzte. Oder es zumindest wollte. Er sackte in sich zusammen.

»Bleib liegen«, sagte ich. »Wir sind in Sicherheit.«

Hoffentlich.

Ich fragte mich, warum man an diesem Ort – wo immer er liegen mochte – auf so seltsame Weise empfangen wurde. Was brachte es, eine Empfangstransmitterstation in luftiger Höhe zu verankern?

Verwechsle den Shod-Spiegel der Gemeni nicht mit einem normalen Transmitter, ermahnte mich der Extrasinn, und die Logik eines fremden Volkes nicht mit deiner eigenen, alter Narr!

Ich ignorierte den Hinweis. Vielleicht wollten die Gemeni unangemeldete Besucher wie uns gleich beim Eintreffen schachmatt setzen? Aber da gäbe es deutlich effektivere Wege. Andererseits waren wir wohl die Ersten, die diesen Weg jemals unangemeldet beschritten hatten.

»Sind wir in Cetus?« Klems Frage klang wie eine Mixtur aus Ächzen und Hoffnung, zwischen der sich die Worte mühsam einen Weg bahnten.

»Nein«, antwortete Tamareil. »Nach unserem Besuch in dieser seltsamen Station im Dakkarraum hat es uns jetzt in eine Hyperraumblase im Zentrum des Universums verschlagen.«

Im ersten Moment raubte mir Verblüffung den Atem. Was sagte sie da? Woher wusste sie das? Das Zentrum des Universums? Das war doch Unfug! Es ...

Narr!

Es hätte dieses Zwischenrufs des Logiksektors nicht bedurft. Einen Augenblick später begriff ich selbst. »Lass das, Tamareil! Jetzt ist nicht die Zeit für eine deiner Lügengeschichten! Die Lage ist ernst!«

Sie lachte. »Ich fand nur, dass es besser klingt als die Wahrheit. Dass wir nämlich keine Ahnung haben, wo uns der nicht gerade heitere Transport ausgespuckt hat. Und dass uns vielleicht jeden Moment eine Horde Monster überrennt. Oder sonstige nette Überraschungen warten.«

Wieder versuchte Klem aufzustehen, und diesmal gelang es ihm. »Also sollten wir möglichst schnell von hier verschwinden. Uns irgendwohin verziehen, wo uns die Leute nicht finden, die zweifellos unsere Ankunft dank irgendwelcher Überwachungskameras mitbekommen haben!«

Ich...