Erwacht - Band 1 - Romantasy

von: Jessica Shirvington

cbt Jugendbücher, 2011

ISBN: 9783641059521 , 480 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 8,99 EUR

  • Mathilde Möring - Roman
    Pestmarie
    Immensee - Novelle
    Der Sandmann - Erzählung
    Das Marmorbild - Novelle
    Das Fräulein von Scuderi - Erzählung
  • Der Schimmelreiter - Novelle
    Kleider machen Leute - Erzählungen
    Aus dem Leben eines Taugenichts - Novelle
    Tochter und Vater - Roman

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Erwacht - Band 1 - Romantasy


 

"KAPITEL SIEBENUNDDZWANZIG (S. 221-222)

»Du erinnerst mich,
bestimmst mich,
manipulierst mich.
Wenn du stürbest, stürbe ich.«

LEMN SISSAY

Ich landete auf etwas Hartem. Meine Augen öffneten sich abrupt, während ich weiterhin scharfe, brennende Atemzüge einsog. Winzige Wassertröpfchen befeuchteten mein Gesicht. Halb saß ich, halb lag ich auf dem hölzernen Lattenrost eines … Liegestuhls? Dunkle, unheilvolle Nacht umgab mich. Ich blinzelte, um mich dem schwachen Licht anzupassen. War ich ohnmächtig geworden? Wie war ich hierhergekommen? Langsam wurde meine Umgebung sichtbar. Zu meiner Rechten stand ein Edelstahltisch. Darauf ein Glas Wasser. Ein leichter Regen fiel. Ich war klatschnass. Hatte ich mir das Wasserbecken eingebildet und war nur vom Regen nass? Unsicherheit umwob mich. Ich setzte mich auf und schwang die Beine zur Seite.

Dabei kam ein weiterer Liegestuhl in Sicht – und darauf lag ein Mann, der mir sofort bekannt vorkam. Meine Wut sprühte Funken. »Ist das eine Art Spiel für dich? Gibt dir das den Kick, mit meinem Leben zu spielen? Nun, herzlichen Glückwunsch, ich habe dein blödes Wasser gefunden und wäre dabei fast draufgegangen!«, schrie ich hustend und prustend. Ich konnte ihn in der Dunkelheit lächeln sehen, seine Zähne waren bestürzend weiß. Meine Hände griffen nach den Seiten des Stuhles und mein Magen kribbelte. Uri hatte nicht gelächelt. »Ich sehe, du hast meinen Bruder getroffen. Er hat dich Wasser suchen geschickt, nicht wahr? Klingt ganz nach ihm. Vorhersehbar.« Seine Oberlippe zuckte an einem Ende. Ich spähte in die Dunkelheit.

Er sah genau wie Uri aus, aber wenn man genauer hinsah, entdeckte man Unterschiede. Uri hatte sich, so wie es aussah, seit Tagen nicht mehr rasiert, der Mann hier vor mir war glatt rasiert. Uri trug eine legere Hose und ein Hemd; dieser Mann sah aus, als käme er direkt aus einer Sitzung. Sein Anzug war schwarz und perfekt geschnitten. Er trug ein frisches weißes Hemd, das im Mondlicht schimmerte und am Hals fest von einer silbernen Krawatte gehalten wurde. Ich blickte nach unten; seine schwarzen Lackschuhe spiegelten die Nacht, und der Sand unter ihnen war vollkommen ruhig, so als fürchtete er sich davor, sich zu bewegen. Zweifellos sah er genau wie Uri aus, aber es war nicht derselbe Mann – und wir waren noch immer in der Wüste.

»Du bist ein Engel der Finsternis«, flüsterte ich und wünschte, ich wäre körperlich in einem besseren Zustand, um mich verteidigen zu können. Doch auch wenn ich es geschafft hatte, mich in eine sitzende Position zu bringen, wusste ich, dass ich schwer in Verlegenheit kommen würde, wenn ich versuchte, aufzustehen. Ganz zu schweigen von kämpfen … oder wegrennen. »Ich bevorzuge Engel des Bösen und dann ist da natürlich noch mein Name. Ich heiße Nox.«

Er streckte mir nicht die Hand hin, wie Uri es getan hatte. Ebenso wie Uri fühlte er sich von mir abgestoßen, aber er konnte es schlechter verbergen. Oder machte sich nicht die Mühe. Ich warf einen raschen Blick über meine Schulter zu dem Glas Wasser auf dem Tisch. »Durstig?«, fragte er kurz angebunden. Ich wollte es verneinen, aber ich war noch immer hoffnungslos ausgedörrt. »Ja«, gab ich zu. »Bitte«, er schwenkte die Hand in Richtung Tisch. »Bedien dich.«"