Elfenkind - Ein Vampir auf der Suche nach der Wahrheit. Und ein Elfenkind, das den Schlüssel zu allem in sich trägt ...

von: Inka-Gabriela Schmidt

U-Books / Ulnits Bøger, 2011

ISBN: 9783866086029 , 300 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 1,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Elfenkind - Ein Vampir auf der Suche nach der Wahrheit. Und ein Elfenkind, das den Schlüssel zu allem in sich trägt ...


 

1


Der Hörsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Luft war abgestanden und drückte schwer aufs Gemüt. Ungeniertes Gähnen machte sich da und dort laut bemerkbar. Der gelangweilte Ausdruck auf den Gesichtern der Studenten war bezeichnend für das Desinteresse, das den Ausführungen des Professors entgegengebracht wurde. Vereinzelt war das Klackern von Fingern auf einer Tastatur zu hören, wobei das Getippe sicherlich nichts mit der Vorlesung zu tun hatte, denn um diese Zeit war niemand mehr motiviert, aufzupassen oder gar mitzuschreiben. Überall im Gebäude war es möglich, per WLAN zu chatten und sich so fürs Wochenende zu verabreden. Nur das zählte jetzt noch.

Irgendwo scharrte jemand mit den Füßen. Ein anderer ließ die einzelnen Gelenke seiner Finger knacken. Eine Studentin feilte sich sorgfältig die Nägel. In einer der Reihen vor Aliénor unterhielten sich zwei Studenten leise über etwas, was auf dem Display des Laptops zu sehen war, der bei einem der beiden auf den Oberschenkeln lag. Aber die meisten schauten einfach mit glasigem Blick nach vorne oder hatten die Augen geschlossen und dösten. Hauptsache, sie hatten der Anwesenheitspflicht, die vor zwei Jahren eingeführt worden war, Genüge getan und erhielten bei Semesterabschluss ihren Schein.

In den Augen der Studenten waren diese abendlichen Vorlesungen reine Schikane. Der Platz in den Hörsälen war zwar knapp, aber andererseits war die Uni Köln noch nicht so überbelegt, dass an jedem Tag Spätvorlesungen notwendig waren. Vor allem nicht freitags, wenn alle nur noch an das Wochenende dachten, ausgehen wollten, sich entspannen und Spaß haben.

Selbst Aliénor, die sonst ein gutes Aufnahmevermögen besaß und lange durchhielt, musste sich mehr als sonst zusammenreißen, den Worten des Professors zu folgen und nicht mit ihren Gedanken abzuschweifen. In ihrem Nacken und den Schultern machte sich eine unangenehme Verspannung bemerkbar, die sie auf das unbequeme Sitzen auf den dünn gepolsterten, ziemlich harten Klappstühlen des Hörsaals zurückführte.

Den Professor, ein grauhaariger dürrer Mann in einem abgetragenen Anzug – beide hatten ihre besten Zeiten schon lange hinter sich –, schien das alles nicht zu kümmern. Er leierte unbeeindruckt seinen Vortrag herunter, als ginge es ihn nichts an, was im Saal passierte. Wahrscheinlich stimmte das sogar. Denn in vier Monaten würde er der Uni den Rücken kehren und in Rente gehen. Das merkte man immer häufiger.

Man sollte Lehrer und Professoren leistungsorientiert bezahlen, überlegte Aliénor genervt. Dann würde dieser heute nur den Mindestlohn erhalten oder gar keinen. Aber andererseits, wie sollte man diese Art von Leistung objektiv messen?

Sie reckte sich, drehte ein wenig ihren Kopf hin und her, um etwas gegen ihre Muskelverspannung und die Rückenschmerzen zu tun, die sie neuerdings quälten. Dabei hörte sie, wie in einer der Reihen hinter ihr jemand leise schnarchte.

«Was grinst du denn so?», flüsterte Lara, die links von ihr saß, und sah sie von der Seite an.

Lara war Aliénors beste Freundin. Sie hatten zusammen die Grundschule und das Gymnasium besucht. Danach hätten sich ihre Wege beinahe getrennt, weil Aliénor eigentlich etwas ganz anderes als Jura studieren wollte. Kunst oder Musik oder Gartenbau. Irgendetwas Kreatives. Aber nachdem ihr Vater verkündet hatte, eine brotlose Zukunft würde er ihr nicht finanzieren, hatte Aliénor Laras Drängen nachgegeben und sich für dasselbe Fach eingeschrieben. Juristen werden immer gebraucht und in der Regel verdient man auch ganz ordentlich, hatte Lara argumentiert. Inzwischen waren beide froh, dass sie auch diese Zeit zusammen verbrachten, miteinander lernten und sich ergänzten. Wider Erwarten kam Aliénor mit dem trockenen Stoff sogar ganz gut zurecht.

Aliénor machte eine Kopfbewegung nach hinten. «Wigo schnarcht mal wieder», flüsterte sie.

Lara schüttelte den Kopf. «Was du wieder alles hörst.»

Sie reckte den Hals und schaute sich suchend um. Der ähnlich wie ein Amphitheater im Halbrund angeordnete Hörsaal führte hinter ihnen noch einige Reihen steil nach oben. Dann grinste sie ebenfalls.

«Sein Mund steht sperrangelweit offen. Ist das peinlich!»

Die Mädchen kicherten leise und hingen dann noch eine Weile ihren Gedanken nach, bis der Professor endlich das Ende der Vorlesung verkündete. Auf einmal kam Leben in die verschlafenen Gesichter. Die ersten stürmten bereits die steilen Treppen des Hörsaals hinunter, um sich in die Anwesenheitslisten einzutragen. Dann wälzte sich der Pulk der Studenten zusammen mit denen der anderen Hörsäle durch die Gänge und die breite Steintreppe herab, dem Ausgang entgegen.

Aliénor und Lara hatten den Eiligen den Vortritt gelassen. Laras Stilettos und Aliénors Plateausohlen waren kaum geeignet, die Treppen hinunterzuhetzen. Sie waren unter den Letzten, die das Gebäude verließen.

Aliénor atmete tief ein und streckte vorsichtig ihr Kreuz durch. Was für eine Wohltat. Sie war froh, der stickigen Luft des Hörsaals und den unbequemen Sitzen zu entkommen.

«Bleibt es dabei? Kurz vor neun?», fragte Lara.

«Na klar. Nach dieser harten Woche ist dringend Abwechslung angesagt. Bis nachher.»

Aliénor wuchtete ihre Tasche in den Korb auf dem Gepäckträger ihres Fahrrads und schaute kurz zum Himmel hinauf. Es nieselte ein wenig. Hoffentlich würde es nicht schlimmer, ehe sie zu Hause war. Noch gut eineinhalb Stunden Zeit, sich ein bisschen frisch zu machen und zu stylen. Von der Uni bis nach Hause brauchte sie knapp zwanzig Minuten.

Fahrradfahren war ein guter Ausgleich zum langen Sitzen in der Uni oder daheim. Obwohl ihre knöchellangen Kleider dafür wenig geeignet waren. Aber sie hasste öffentliche Verkehrsmittel. Die vielen, zumeist schlechten Gerüche, die sie fast körperlich schmerzten. Abgestandene, miefige Luft, Schweiß und Knoblauch, Abgase, dazwischen schwere Parfüms … Sie erinnerte sich nicht, ob sie als Kind auch schon so empfunden hatte, aber eines Tages war es ihr unangenehm aufgefallen und von da an hatte sie das Gefühl, sie müsse in Bussen oder Bahnen die Luft anhalten. Dazu kamen die unterschiedlichen Stimmungen der vielen fremden Menschen, die auf dem engen Raum auch ohne Worte auf sie einstürmten. Überdies hatte sie ständig das Gefühl, angestarrt und beobachtet zu werden, auch wenn Lara behauptete, sie würde sich das nur einbilden.

Überhaupt Lara. Sie hätte Aliénor bestimmt auch morgens abgeholt und nachmittags heimgefahren. Aber Aliénor wollte ihr das nicht zumuten. Und dann war da ja auch noch Laras Freund, den sie manchmal gleich nach der Uni traf. Da nahm Aliénor doch lieber den Kompromiss mit dem Fahrrad in Kauf. So hatte sie auch gleich noch Bewegung.

Trotzdem war ihr absoluter Traum ein eigenes Auto. Aber sie hatte mal gerade genug gespart, um demnächst endlich den Führerschein zu machen. Sicher, sie hätte wie die meisten anderen nebenbei jobben gehen können – irgendetwas fand sich immer –, aber ihre Mutter hatte Bedenken geäußert, dass Aliénor sich übernehmen würde, und steckte ihr lieber ab und zu ein bisschen Geld extra zu. Für ein Auto reichte das jedoch noch lange nicht. In den nächsten Semesterferien würde sie auf jeden Fall arbeiten gehen. Sie hatte schon etwas als Urlaubsvertretung in einem Büro in Aussicht.

Gleich nach der ersten Kurve rutschte Aliénor mit ihrem rechten Schuh vom Pedal ab. Leise fluchend tastete sie danach. Die hohen Sohlen vermittelten nur wenig Gefühl, worauf ihr Fuß stand, aber wenigstens machten sie ein bisschen größer und lenkten damit von einem ihrer Hauptprobleme ab.

«Aliénor, c’est toi?»

Die Stimme kam aus der Küche. Die Tür war nur angelehnt. Der Geruch nach gebratenem Hähnchen und Curry stieg Aliénor in die Nase und ihr Magen verkrampfte sich.

«Oui, maman.»

«On mangera dans dix minutes.»

«Ich möchte nichts essen. Je remonte tout de suite.»

Geoffrey kam die Treppe herunter und runzelte bei ihren Worten die Stirn.

«Hi, Papa.»

«Guten Abend wäre wohl passender, Aliénor. Was soll das heißen, du möchtest nichts essen und gehst bald wieder? Natürlich wirst du mit uns essen!»

Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern verschwand im Wohnzimmer.

Aliénor verdrehte die Augen und murrte tonlos in sich hinein, während sie die Treppe hinaufging. Es hatte keinen Sinn, mit ihrem Vater über so profane Dinge wie Essen oder Begrüßungsformeln zu diskutieren. Sie solle den Respekt der Tochter vor dem Vater zeigen, hatte er ihr des Öfteren erklärt. Als ob sie ihn respektieren würde!

Wenn man jedoch nicht einen seiner cholerischen Wutanfälle heraufbeschwören, sondern den Familienfrieden einigermaßen bewahren wollte, war es klüger nachzugeben. Wenigstens nach außen. Wobei Aliénor sich vor allem ihrer friedliebenden Mutter zuliebe fügte, die Auseinandersetzungen mit Geoffrey nach Möglichkeit mied und Wert auf ein harmonisches Miteinander legte, auch wenn es nicht der Wirklichkeit entsprach. Maman, die Familiendiplomatin. Aliénor würde niemals verstehen,...