Traumprinz sucht Familienglück

Traumprinz sucht Familienglück

von: Judy Christenberry

CORA Verlag, 2011

ISBN: 9783863497330 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 1,99 EUR

  • Hartland - Zu Fuß durch Amerika
    Todesstoß - Thriller
    Insel hinter dem Regenbogen
    Aus dem Feuer geboren
    Der Bund der Hexenkinder - Roman

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Traumprinz sucht Familienglück


 

1. KAPITEL

Nick Barry drückte mit der Hüfte die Eingangstür auf und schob seine beiden Koffer ins Treppenhaus. Endlich! Er war angekommen!

Das Vierfamilienhaus, sein neues Zuhause, befand sich in einem ruhigen Viertel von Dallas. Laubbäume säumten die Yellow Rose Lane, und es roch nach frisch gemähtem Gras.

Kein Wunder, dass seine Tante Grace sich hier so wohlgefühlt hatte! Aber weil sie nicht mehr allein zurechtkam, war sie in eine Einrichtung für betreutes Wohnen gezogen und hatte Nick ihr Apartment untervermietet. Was für ein Glück: Nun besaß er eine günstige Unterkunft in einer guten Gegend.

Bis in den Eingangsbereich hatte er es mit Aunt Grace’ Schlüsselbund schon mal geschafft. Jetzt musste er nur noch herausfinden, welcher der vielen Schlüssel in die Wohnungstür passte!

Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. Er drehte sich um, sah aber niemanden, also widmete er sich wieder dem Schlüsselbund.

Auf einmal packte ihn etwas am Unterschenkel. „Das ist er!“, rief eine Kinderstimme. „Ich hab unseren Daddy gefunden!“

Er zuckte zusammen. Auf dem Boden saß ein kleines Mädchen und schlang seine dünnen Ärmchen fest um Nicks linkes Bein.

Huch?

Da erklang eine zweite Stimme, diesmal die einer Frau: „Missy? Wo bist du?“

Wenn die Frau auch nur annähernd so aussieht, wie ihre Stimme klingt, ist sie umwerfend, dachte er. Die Stimme kam aus der Nachbarwohnung.

„Ich glaube, sie ist hier im Hausflur“, rief er zurück. Dann wandte er sich an das strohblonde Kind zu seinen Füßen: „Du bist doch Missy, oder?“

Das Mädchen nickte eifrig.

„Missy?“ Die Tür zur Nachbarwohnung öffnete sich. Die Frau, die jetzt im Hausflur erschien, war mindestens so toll wie ihre Stimme. Sie hatte langes goldblondes Haar und … „Missy! Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht allein aus der Wohnung laufen. Komm bitte sofort wieder rein!“

„Ich hab ihn aber gefunden!“ Die Kleine umklammerte Nicks Bein noch fester.

„Wen hast du gefunden?“

Unwillkürlich musste Nick grinsen. In diesem Moment erschienen zwei weitere Mädchen im Türrahmen. „Also, ich …“, begann er.

„Missy, lass doch bitte den … den Herrn los.“ Zum ersten Mal sah ihn seine neue Nachbarin an.

„Hallo, ich bin Nick Barry“, stellte er sich vor.

„Missy, lass bitte Mr Barry los“, wiederholte sie. „Das ist nicht dein Daddy.“

„Na, dann ist ja gut“, scherzte Nick. „Ich dachte schon, ich hätte irgendetwas Wichtiges in meinem Leben verdrängt.“

Aber die junge Frau blieb völlig ernst. „Das ist überhaupt nicht lustig.“

Missy hatte ihn immer noch im Klammergriff. „Warum kann er denn nicht unser Daddy werden?“

„Weil ich den Mann noch nicht mal kenne.“

„Wir brauchen aber einen Daddy!“ Inzwischen klang das Mädchen fast schon empört.

Nick stellte seine beiden Koffer ab und zog die Kleine auf die Beine. „Hey, du Süße, ich weiß zwar nicht, wo euer Daddy jetzt ist, aber er kommt bestimmt bald. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass er drei so tolle Töchter einfach allein lässt.“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da schluchzte eines der beiden älteren Mädchen laut auf und lief weinend in die Wohnung.

„Habe ich etwas Falsches gesagt?“, erkundigte sich Nick besorgt.

Die blonde junge Frau nahm Missy auf den Arm. „Was machen Sie eigentlich hier?“, wollte sie von Nick wissen. „Und wie sind Sie ins Haus gekommen?“

Aha, dachte er. Langsam kommen wir zur Sache. „Ich wohne seit heute hier“, erklärte er. „Als Untermieter.“

Verwundert sah die Frau ihn an. „Dann ziehen Sie bei Grace ein? Und wo ist sie jetzt? Vor Kurzem ging es ihr doch noch gut.“

„Sie lebt jetzt in einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Ich bin übrigens ihr Neffe.“

„Ach so, verstehe. Können wir uns nachher weiter unterhalten? Jetzt muss ich erst mal …“

„Jennifer, der Herd explodiert!“ Die Kinderstimme kam aus der Wohnung der blonden Frau.

„Was? Schnell raus aus der Küche, ich bin sofort da!“ Sie setzte Missy ab und stürzte in ihr Apartment.

Die Kleine grinste Nick an. „Kannst du nicht doch unser Daddy sein?“

„Nein, tut mir leid. Aber vielleicht kann ich deiner Mom trotzdem helfen. Komm mal mit.“ Mit dem Mädchen auf dem Arm lief er in die Nachbarswohnung. Seine neue Nachbarin kam gerade aus der Küche. „Was machen Sie hier drin?“

Er wies mit dem Kopf auf Missy. „Sie haben noch jemanden vergessen.“

„Setzen Sie sie bitte ab, ich muss mich jetzt um Steffi kümmern.“ Und schon war sie in einem anderen Zimmer verschwunden.

„Wer ist Steffi?“, erkundigte er sich bei Missy, sobald das Mädchen wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

„Meine große Schwester“, erwiderte die Kleine ernst. „Du hast gemacht, dass sie weint.“

„Wirklich? Wie das denn?“

Mit großen Augen blickte Missy ihn an. „Steffi kennt unseren echten Daddy noch. Er ist tot.“

„Das tut mir schrecklich leid.“

„Wo ist man eigentlich, wenn man tot ist?“

Nick runzelte die Stirn. „Ähm, das fragst du vielleicht am besten eure Mommy.“

„Mommy ist auch tot.“ Das Mädchen sah aus, als würde es ebenfalls jede Sekunde in Tränen ausbrechen. Nick zog sich das Herz zusammen. Schnell überlegte er, wie er sie am besten ablenken könnte.

„Was ist denn da gerade in der Küche explodiert?“

„Weiß nicht. Jennifer wollte uns Sketti kochen.“

„Was ist Sketti?“

„Na ja, so lange dünne Dinger. Die gibt es mit Tomatensauce, das ist mein Lieblingsessen.“

Spaghetti wahrscheinlich, schloss Nick. Er lugte in die Küche. Auf dem ausgeschalteten Herd stand ein großer Topf, in dem Jennifer wahrscheinlich die Nudeln hatte kochen wollen.

Mit Spaghetti kannte Nick sich gut aus, Pasta war eines seiner wichtigsten Grundnahrungsmittel. Er probierte eine lange Nudel und fand sie noch etwas hart. Auch die Tomatensauce in dem kleineren Topf daneben war schon wieder abgekühlt. Er setzte Missy auf einen Küchenstuhl und wies sie an, dort zu bleiben.

„Warum?“

„Weil ich nicht möchte, dass du dich verbrennst.“

„Ach so.“

Er drehte die Regler wieder hoch und rührte die Sauce um.

„Weißt du was?“, begann das Mädchen. „Jennifer sagt, dass wir gar keinen Daddy brauchen.“

„Wer ist Jennifer?“, erkundigte er sich. Hatte Missy etwa noch eine Schwester?

„Jennifer ist unsere neue Mommy“, erklärte die Kleine zufrieden. „Ab heute.“

„Wirklich? Dann wohnt ihr erst seit heute hier?“

„Genau. Sie hat uns gerettet, sagt Steffi.“

Das verstand Nick noch nicht so ganz. Diesmal wollte er sich aber lieber sorgfältig überlegen, was er sagte. Nicht, dass auch noch Missy in Tränen ausbrach – wie vorhin ihre Schwester.

Während er darüber nachdachte, wie er auf die rätselhafte Bemerkung des Mädchens reagieren könnte, rührte er die Tomatensauce um. Die Spaghetti hatten inzwischen ein paar Minuten weitergekocht und waren jetzt gar. Im Waschbecken stand schon ein Sieb bereit, also goss Nick die Nudeln ab. Dabei stieg ihm der Dampf ins Gesicht.

„Ist das Rauch?“, erkundigte sich Missy beiläufig. „Jennifer sagt, dass Rauch gefährlich ist.“

„Nein, das ist Dampf. Damit kann man sich aber auch wehtun, wenn man nicht gut aufpasst“, erklärte er.

In diesem Moment hörte er Schritte im Flur. Als er sich umdrehte, stand seine blonde Nachbarin im Türrahmen. Die junge Frau sah den drei ebenfalls blonden Mädchen ausgesprochen ähnlich, obwohl ihm Missy gerade erklärt hatte, dass sie nicht ihre leibliche Mutter war …

„Sie sind ja immer noch hier“, bemerkte sie. Das klang nicht besonders einladend, aber Nick schrieb es ihrer Anspannung zu.

„Ich wollte mich nur etwas nützlich machen. Immerhin bin ich nicht ganz unschuldig an der Aufregung. Wie geht es Steffi denn jetzt?“, erkundigte er sich und hoffte, seine Nachbarin würde ihn nicht gleich vor die Tür setzen. Aus irgendeinem Grund wollte er noch nicht so schnell wieder gehen.

„Gut.“ Das Mädchen lugte hinter den Beinen ihrer neuen Mommy hervor.

„Da bin ich aber froh. Ich wollte dich nämlich nicht traurig machen“, erklärte er der Kleinen.

Steffi nickte, dann verschwand sie wieder hinter der jungen Frau.

„Die Spaghetti sind jetzt übrigens fertig. Die Sauce ist auch heiß und riecht richtig lecker.“

„Haben Sie etwa das Essen fertig gekocht?“, erkundigte sich Jennifer. „Ich wollte Sie eben nicht … also, das ist wirklich nett von Ihnen. Möchten Sie vielleicht mit uns essen?“

Sofort meldete sich Missy wieder zu Wort: „Oh, ja! Wie ein richtiger Daddy!“

„Mr Barry ist nicht euer Daddy, er ist unser Nachbar“, verbesserte Jennifer das Mädchen schnell. „Wir laden ihn heute ein,...