Ein unverschämt attraktiver Milliardär

Ein unverschämt attraktiver Milliardär

von: Tessa Radley

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031998 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Ein unverschämt attraktiver Milliardär


 

PROLOG

Wer hätte gedacht, dass ein Baby derart anstrengend sein konnte, sobald seine Mutter es nicht mehr sanft auf dem Arm wiegte? Victoria Sutton ließ sich auf die Couch im Wohnzimmer ihres Stadthauses in Auckland fallen und betrachtete müde das in seinem Reisebettchen schlafende Baby.

Dylan sah mit seinen kurzen, dichten Wimpern, die auf seinen rosigen Pausbäckchen ruhten, und seinem sich im Schlaf bewegenden kleinen Mund wie ein Engel aus.

Ah, jetzt einen Kaffee.

Kaum zu glauben, dass sie das ganze Wochenende über keine Zeit für einen Kaffee gehabt hatte. Mandy, ihre Sekretärin, würde sich morgen kranklachen, wenn sie ihr von den Ereignissen der letzten beiden Tage erzählte.

Waren es wirklich nur zwei Tage gewesen?

Aufseufzend stützte Victoria die Ellbogen auf ihre Knie. Zwei Tage, aber auch zwei nahezu schlaflose Nächte, in denen Dylan ihr normalerweise gut organisiertes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Himmel, sie schien nicht mehr zu Atem gekommen zu sein, seit ihre beste Freundin Suzy ihr am Freitagabend die letzten Ratschläge zugerufen hatte, während ihr Mann Michael sie zur Haustür hinauszog, weil er endlich zu einem romantischen Kurzurlaub anlässlich ihres zweiten Hochzeitstages aufbrechen wollte.

Victoria ließ den Blick durch ihr normalerweise tadellos aufgeräumtes Wohnzimmer schweifen, in dem jetzt Spielzeug, Windeln und andere Babyutensilien für chaotische Ordnung sorgten. In ihrem Schlafzimmer sah es noch schlimmer aus. Sie musste aufräumen, ehe seine Eltern Dylan abholen kamen.

Bekümmert betrachtete Victoria den Apfelmusfleck auf dem winterweißen Bezug der Couch. Und der Fleck auf dem Teppich war am Freitag auch noch nicht da gewesen. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, Dylan am Morgen in ihrem in hellen Farben gehaltenen Wohnzimmer zu füttern?

Gleich morgen früh würde sie veranlassen, dass die Flecken entfernt wurden.

Morgen. Du lieber Himmel. Entsetzt schlug Victoria die Hände vor den Mund.

Das wöchentliche Treffen der Partner am Montagmorgen … Und sie hatte nichts vorbereitet! Dabei hatte sie fest vorgehabt zu arbeiten, während Dylan schlief.

Doch es war noch früh. Michael und Suzy würden Dylan in den nächsten zwei Stunden abholen. Damit hatte sie den ganzen Abend Zeit.

Wenn sie sich mit Aufräumen beeilte, konnte sie sogar schon etwas arbeiten, ehe die Masons erschienen. Sie nahm eine leere Windeltüte zur Hand und begann, Spielsachen, Feuchttücher und unbenutzte Windeln einzusammeln.

Aber nichts konnte den Spaß schmälern, den sie mit ihrem Patenkind übers Wochenende gehabt hatte. Sie hatten gespielt und waren am Strand gewesen, wo sie Dylans Zehen ins seichte Wasser getaucht hatte, während er vor Begeisterung quietschte. Sie hatten sogar gemeinsam ein Eis gegessen.

Sie würde also jederzeit erneut einspringen. Ihr Patenkind war hinreißend. Als ihr einfiel, wie der Kleine mitten in der Nacht laut und anhaltend geweint hatte, korrigierte sich Victoria. Meistens war er hinreißend.

Der Lärm eines hochmotorisierten Wagens, der vor ihrem Stadthaus vorfuhr, ließ Victoria, die gerade nach einem Söckchen unter dem Couchtisch angelte, innehalten.

Sie warf einen Blick auf ihre schmale goldene Armbanduhr. Zu früh für Michael und Suzy.

Es klingelte an der Haustür. Victoria sprang auf und vergewisserte sich schnell, dass Dylan nicht aufgewacht war. Es läutete erneut. Sie eilte zur Tür und riss sie auf, ohne vorher durch den Türspion zu schauen, damit sie einem weiteren Klingeln zuvorkam.

„Connor!“

Vor ihrer Tür stand Connor North, Michaels Trauzeuge.

Sehr zu ihrem Ärger beschleunigte sich Victorias Puls, doch es gelang ihr mühelos, Connors Blick auszuweichen. Connor trug ein weißes T-Shirt, das seine breite Brust betonte, genau wie die Jeans seine schmalen Hüften.

„Ich hätte vielleicht anrufen sollen.“

Er hatte eine tiefe, leicht raue Stimme, sehr männlich, in der nichts Sanftes mitschwang. Victoria war sich bewusst, dass sie etwas sagen sollte – und hoffte dabei, dass er wieder gehen würde.

Doch statt zu antworten oder ihm in die beunruhigenden hellgrauen Augen zu sehen, richtete Victoria den Blick auf seinen schmalen Mund. Ein Fehler. Es war jetzt zwei Jahre her, dass Connor sie auf Michaels und Suzys Hochzeit geküsst hatte. Eigentlich hätte sie den Kuss längst vergessen haben sollen und auch das Verlangen, das sie ganz schwindelig gemacht hatte.

Sie hatte es nicht vergessen.

Victoria schluckte.

Die Erinnerung an diesen Kuss und Connors Umarmung war so lebhaft, als wäre es gestern passiert. Trotz ihrer allergrößten Bemühungen, sie ein für alle Mal zu verdrängen.

„Connor …“, brachte sie schließlich erneut heraus und wünschte, er wäre meilenweit weg.

Warum war er gekommen? Ihre Beziehung war nicht so, dass spontane Besuche angebracht gewesen wären. Um ehrlich zu sein, sie hatten überhaupt keine Beziehung.

Seit der Hochzeit gingen sie einander stillschweigend aus dem Weg. Wenn der eine bei den Masons zu Besuch kam, brach der andere innerhalb von Minuten auf. Die Zeit, die inzwischen vergangen war, hatte die Feindseligkeit zwischen ihnen nicht abgemildert. Eine Abneigung, die sie beide vor Michael und Suzy zu verbergen suchten – und vor Dylan.

„Connor, was wollen Sie hier?“

Unter Aufbietung ihrer ganzen Selbstbeherrschung suchte sie seinen Blick. Zu ihrer Überraschung wirkte Connor gar nicht arrogant und selbstsicher wie sonst. Er wirkte … Sie registrierte, wie blass er aussah und wie ausdruckslos seine grauen Augen waren. Er sah erschüttert aus. „He, sind Sie okay?“

„Victoria …“ Er schwieg und schob dann seine Hände in die Hosentaschen.

Wenigstens scheint er sich neuerdings problemlos an meinen Namen zu erinnern, dachte Victoria ironisch. Doch es sah Connor gar nicht ähnlich, dass ihm die Worte fehlten. Normalerweise gingen ihm sarkastische Bemerkungen leicht über die Lippen. „Was ist los?“

„Kann ich hereinkommen?“

Victoria zögerte. Sie war nicht darauf erpicht, ihn in ihre Wohnung zu lassen. Aber er war … er war nicht er selbst. „Sicher.“

Als sie ihn ins Wohnzimmer führte, machte die Unordnung ringsum sie sehr verlegen. Es wäre ihr lieber gewesen, Connor hätte ihre Wohnung in ihrem normalen Zustand zu sehen bekommen. Elegant. Tadellos. „Entschuldigen Sie das Chaos.“

Er warf nicht einmal einen Blick in die Runde. „Victoria …“ Dass er sie derart eindringlich anschaute, fand Victoria immer beunruhigender.

Um das unangenehme Schweigen zu brechen, bot sie ihm Kaffee an.

„Nein, danke.“

„Tee?“

Er schüttelte den Kopf.

Sie eilte in die Küche, die vom Wohnzimmer abging, und öffnete den Kühlschrank.

„Bier habe ich nicht. Wie wär’s mit einer Cola?“ Als sie seine Schritte hinter sich hörte, wünschte sie, er hätte im Wohnzimmer auf sie gewartet. In ihrer Küche war nicht genügend Platz für sie beide.

„Ja, bitte.“ Er rieb sich den Nacken und schloss die Augen. Einen Moment später öffnete er sie wieder, und sie entdeckte darin … Schmerz?

Victoria nahm zwei Dosen Cola aus dem Kühlschrank. Dann sagte sie schroffer, als sie beabsichtigt hatte: „Also, was wollen Sie, Connor?“

Er verzog den Mund. „Sicherlich kein Mitgefühl.“

Als sie die Dosen auf den Küchentresen stellte, zeigte Connor kein Interesse an den Getränken. Sein Mund war fest zusammengekniffen.

Was war los mit ihm? „Warum um alles in der Welt sollte ich Ihnen Mitgefühl entgegenbringen?“

Es konnte doch kaum um seine frühere Freundin gehen. Das war über zwei Jahre her. Niemand redete mehr von Dana oder Paul Harper, Connors ehemaligem Geschäftspartner, der Connor die Lebensgefährtin ausgespannt hatte, während der im Ausland auf einer Geschäftsreise war.

Details über diese Affäre hatte Victoria kurz nach Suzys Hochzeit aus einem Frauenmagazin erfahren. Zu dem Artikel gehörten einige Fotos, die das Paar zu Hause zeigten, in einer modernen Villa im italienischen Stil mit sehr viel Glas und Marmor.

Doch verschiedenen Veröffentlichungen in Geschäftsmagazinen zufolge war es Harper-North Architecture unter Pauls Federführung nicht gut ergangen, nachdem Connor aus der Firma ausgeschieden war. Suzy hatte Victoria einmal erzählt, dass Paul Harper immer noch mit Geld von Connor arbeitete. Sie vermutete, dass der einzige Grund, warum Connor Harper-North – und damit Paul Harper – nicht Konkurs gehen ließ, war, dass er so jeden möglichen Cent aus Paul Harper herauspressen konnte.

Im Gegensatz dazu hatten die Medien groß über The Phoenix Corporation berichtet, Connors neu gegründete Firma, die Grundstücke direkt an der Küste erschloss. Zwischen den Zeilen hatte Victoria herausgelesen, dass er daraus inzwischen eine millionenschwere Erfolgsgeschichte gemacht hatte.

Doch jetzt gewann sie erneut den Eindruck, dass irgendetwas nicht stimmte, als er sich mit beiden Händen hilflos übers Gesicht fuhr.

„Ich hätte nichts von Mitgefühl sagen sollen. Ach zum Teufel, lassen...