Noch einmal - mit viel Liebe!

Noch einmal - mit viel Liebe!

von: Nicola Marsh

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031745 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Noch einmal - mit viel Liebe!


 

1. KAPITEL

Brittany Lloyd riss das Lenkrad der gemieteten Geländelimousine herum und unterdrückte ein Fluchen. Fast wäre sie von der staubigen Auffahrt der Mancinis abgekommen.

Ihr eher mäßiger Fahrstil hatte weniger mit dem Zustand der Straße und mit den vielen Erinnerungen zu tun, als mit dem halb nackten Mann, der sich gerade über einen Mähdrescher beugte.

Sie ließ den Blick über den breiten Rücken gleiten, dessen bronzefarbene Haut in der sengenden Sonne von Queensland glänzte. Als der Mann sich aufrichtete und die Hände in seine hinteren Taschen seiner ausgeblichenen Jeans schob, betrachtete Brittany wie ausgehungert seinen Po. Wäre ich doch bloß nicht so lange weggeblieben, dachte sie unwillkürlich.

Die zehn Jahre in London waren eine Vernunftentscheidung gewesen. Doch der Anblick dieses heißen Typen am ersten Tag nach ihrer Rückkehr machte ihr klar, dass es nirgends auf der Welt so tolle Männer gab wie in Jacaranda. Das wusste Brittany aus eigener Erfahrung, denn sie hatte einem davon ihr Herz, ihre Jungfräulichkeit und ihre Treue geschenkt. Ganz schön dumm von mir, dachte sie.

Als sie den Wagen langsam weiterlenkte, drehte sich der Mann um. Und diesmal wäre Brittany fast im Graben gelandet. Der Motor ging aus, während sie, die Hände um das Lenkrad verkrampft, von überwältigender Freude erfüllt wurde. Und so konnte sie nur dasitzen und zusehen, wie er näher kam.

Nick Mancinis Gesicht spiegelte nicht den Hauch einer Gefühlsregung wider, als er sich mit seinen sonnengebräunten, muskulösen Armen in das offene Fenster stützte. „Hallo, Britt. Lange nicht gesehen“, sagte er lässig.

Seine Stimme drückte weder Verbitterung noch Groll aus, aber schließlich hatte sie ja auch die Scherben aufsammeln müssen, als er alles beendet hatte.

Sein scheinbar ungerührtes Verhalten wurde dem, was sie miteinander verbunden hatte, nicht gerecht. Doch obwohl Brittanys Herz wie verrückt schlug, war sie entschlossen, sich ebenso lässig und desinteressiert zu geben.

„Ja, so etwa zehn Jahre.“

Sie wollte, dass er zugab, sie vermisst zu haben, dass er sie fragte, wie es ihr ging – und dass er endlich erklärte, warum er sich damals gegen sie entschieden hatte.

Doch stattdessen zuckte er nur die Schultern, während ihr Blick über seinen Oberkörper glitt, der deutlich muskulöser war als noch zehn Jahre zuvor. Brittany zwang sich, den Blick abzuwenden und sein Gesicht anzusehen.

Als Teenager war Nick ein großspuriger, gut aussehender Rebell gewesen. Großspurig wirkte er noch immer, doch jetzt war er ein atemberaubend attraktiver Mann.

Er verzog seinen sinnlichen Mund zu einem zufriedenen Lächeln. „Was führt dich hierher?“

„Ich bin aus geschäftlichen Gründen in Jacaranda.“

Eigentlich hatte Brittany gehofft, sie würde Nick aus dem Weg gehen und stattdessen alles Geschäftliche mit seinem Vater regeln können. Doch Nicks Leben war schon immer eng mit der Plantage verbunden gewesen. Es war eigentlich klar, dass er hier war und härter arbeitete als sämtliche Angestellten.

„So, so, geschäftliche Gründe also.“

Als er die karamellfarbenen Augen zusammenkniff, wünschte Brittany, er würde aufhören, sie mit diesem intensiven Blick anzusehen. Denn Nick hatte schon immer tief in ihr Inneres blicken können, und das brauchte sie jetzt wirklich nicht.

Konzentrier dich, schärfte sie sich ein. Denk an deine Beförderung!

„Ich möchte dir ein Angebot machen.“

Nick straffte seinen schlanken, über einen Meter achtzig großen, durchtrainierten Körper. Dann schenkte er ihr jenes freche Lächeln, an das Brittany sich noch so gut erinnerte und das sie nach ihrer Ankunft in London monatelang verfolgt hatte. Sie hatte um ihre erste Liebe getrauert. Denn Nick hatte sie abgewiesen, als sie ihn gebeten hatte, mit ihr zu kommen.

„Das glaube ich dir gern, Red“, sagte er und öffnete die Wagentür.

Als Brittany ausstieg, errötete sie heftig und ärgerte sich gleichzeitig über sich selbst, weil ihr all das noch so wichtig war.

„So hat mich schon seit Jahren niemand mehr genannt“, sagte sie leise, insgeheim froh darüber, dass ihr Haar nicht mehr leuchtend rot war wie früher, sondern eher kupferfarben mit blonden Strähnen.

„Wie schade.“

Nick wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. „Dann kennen sie dich offenbar nicht so gut wie ich.“

Schnell wich Brittany ihm aus. „Du kennst mich überhaupt nicht.“

Ganz bewusst ignorierte sie das Funkeln in seinen Augen. „Ist dein Vater da? Ich muss mit ihm über diese Angelegenheit sprechen.“

Ein Schatten schien Nicks Augen zu verdunkeln, und er presste den Mund zusammen. „Papà ist gestorben. Diese Nachricht hat es wohl nicht bis nach London geschafft.“

„Das tut mir leid.“ Plötzlich schämte Brittany sich, weil sie sich nicht über die Ereignisse zu Hause auf dem Laufenden gehalten hatte.

„Wirklich?“ Nick wirkte verärgert. Die kleine senkrechte Falte zwischen seinen Augenbrauen ließ ihn plötzlich älter wirken als achtundzwanzig Jahre.

Früher hatte er Brittany nie so aufgebracht und durchdringend angesehen. Einen kurzen Moment lang wünschte sie, sie könne die Zeit zurückdrehen.

„Natürlich tut es mir leid. Jeder hier hat Papà doch geliebt!“

„Da hast du recht.“

Nick strich sich übers Gesicht. „Allerdings wundert es mich, dass dein alter Herr dir nichts erzählt hat. Hier passiert ja nichts, ohne dass alle es mitbekommen.“ Als er den Blick über Brittany gleiten ließ, hätte sie sich fast unwillkürlich das Dolce-und-Gabbana-Kostüm glatt gestrichen. Seine Augen drückten Anerkennung aus, doch ihr entging nicht, dass er leicht den Mund zusammenpresste.

„Trotz deines edlen Outfits weißt du ja sicher noch, wie die Dinge hier laufen.“

Wie er es auch früher immer gemacht hatte, versuchte Nick, sie zu ködern. Doch um keinen Preis wollte Brittany ihm zeigen, wie gut sie sich noch erinnerte.

„Ich war in den letzten zehn Jahren ziemlich beschäftigt. Du wirst sicher verstehen, dass das Schwelgen in Erinnerungen da nicht gerade oberste Priorität hatte.“

„So, du warst also beschäftigt“, wiederholte Nick.

Brittany wollte ihm zeigen, wie weit sie es beruflich geschafft – wie weit sie als Paar hätten kommen können, wenn er sie begleitet hätte. Doch statt sie nach ihrer Arbeit zu fragen, stand Nick einfach nur da wie ein halb nackter Gott. Der Staub, den die trockene Luft auf seiner Haut hinterlassen hatte, verstärkte seinen rauen Charme noch.

Unwillkürlich stellte Brittany sich vor, wie sie die Hände über seinen nackten Oberkörper gleiten ließ. Sie räusperte sich. „Mit meiner leitenden Position bei Londons erfolgreichster Werbeagentur bin ich rund um die Uhr beschäftigt.“

„Was, du hast gar keine Zeit für Spaß und Spiel?“

Als jenes vertraute neckende Lächeln auf Nicks Gesicht erschien, stockte Brittany der Atem. Sie „spielte“ nicht. Zumindest nicht mehr. Das war vorbei, seit sie diese Stadt im Eiltempo verlassen und nie zurückgeblickt hatte. Ihr Job half ihr dabei, alles zu vergessen und bewies, wie weit sie gekommen war. Außerdem verlieh die Arbeit ihr jene ersehnte Unabhängigkeit, für die sie sich bis ganz nach oben gekämpft hatte – und dank derer sie nicht zurückblicken musste.

„Was ich in meiner Freizeit tue, geht dich nichts an. Ich bin aus geschäftlichen Gründen hergekommen.“

„Worum es bei deinem Angebot auch gehen mag, du wirst dich mit mir darüber unterhalten.“

Als Nick sie durchdringend ansah, wurde ihr unbehaglich zumute. „Nur damit du es weißt. Ich bin anders als mein Vater und somit auch kein ganz einfacher Verhandlungspartner“, fügte er hinzu.

Brittany, die mit einem unkomplizierten Gespräch mit Papà Mancini gerechnet hatte, war frustriert und durcheinander. Dabei ließ sie sich eigentlich von nichts mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Bei der Arbeit nannten einige Kollegen sie „die Eisprinzessin“, und das gefiel ihr. Gefühle brachten sie nicht weiter, und Brittany hatte während der harten Arbeit in der großen Stadt gelernt, ihr aufbrausendes Temperament besser zu kontrollieren.

Als sie Nick die Mappe reichte, berührten sich ihre Fingerspitzen. Und trotz der langen Jahre, die sie einander nicht gesehen hatten, machte Brittanys Herz einen heftigen Sprung. Eigentlich sollte sie Nick gegenüber nichts empfinden, ganz besonders nicht den Wunsch, ihm über die bloße Haut zu streichen, um festzustellen, ob sich diese noch genauso gut anfühlte wie früher. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und unterdrückte mit aller Macht ihre unerbetenen Gefühle, die dieser Mann in ihr wachrief.

„Es gibt eine Menge zu besprechen. Ich schlage also vor, wir gehen rein, damit du dir etwas überziehen kannst.“

Diese Worte waren ein Fehler, das wurde Brittany sofort bewusst, als jenes sinnliche, vertraute Lächeln auf Nicks Gesicht erschien, das ihr schon früher jedes Mal den Atem verschlagen hatte.

Nein, sie hätte die Tatsache, dass er halb nackt war, nicht erwähnen sollen. Unwillkürlich glitt ihr Blick über den verführerischen, muskulösen Mann, der nur einen halben Meter vor ihr stand. Seine breiten Schultern, die sonnengebräunte Haut … als es ihr endlich gelang, die Augen abzuwenden, zitterten ihr die Knie.

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