Klassifikation maligner Tumoren der weiblichen Genitalorgane

von: Jörg I. Baltzer, Thomas Löning, Lutz Riethdorf, Peter Sinn, Gustav Wagner

Springer-Verlag, 2005

ISBN: 9783540263906 , 393 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 26,99 EUR

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Klassifikation maligner Tumoren der weiblichen Genitalorgane


 

III Maligne Tumoren der Cervix uteri (S. 89-91)

1 Zur Anatomie

1.1 Lokalisation des Primärtumors

Die Kodierung der Lokalisation erfolgt nach dem Tumorlokalisationsschlüssel (Wagner 1993), dieser entspricht dem Topographieteil der ICDO- 3 (Fritz et al. 2000). Karzinome, die auf die Endozervix (Canalis cervicis uteri) beschränkt sind, werden mit C53.0, solche ausschließlich im Bereich der Ektozervix (Portio vaginalis uteri) mit C53.1 verschlüsselt. Eine weitere Unterteilung in inneren Muttermund und zervikale Schleimhaut bzw. äußeren Muttermund und Portioepithel soll nicht erfolgen.

Für Tumoren sowohl in der Endo- als auch an der Ektozervix kommt C53.8, für Zervixtumoren ohne nähere Lokalisationsangabe C53.9 zur Anwendung. Mit C53.9 werden auch die seltenen, tief in der muskulären Seitenwand gelegenen mesonephrischen Karzinome verschlüsselt. Karzinome, die in der Schleimhaut des zerviko-isthmischen Übergangs entstehen und zum Teil als sog. hochsitzende Zervixkarzinome bezeichnet werden, sollen als Karzinome des Isthmus eingestuft werden, sie werden im Kapitel „Maligne Tumoren des Corpus uteri" behandelt.

1.2 Regionäre Lymphknoten

Der Lymphabfluss von der Zervix erfolgt vor allem nach lateral (Parametrien), aber auch nach anterior (Lig. vesicouterinum) und nach posterior (Lig. sacrouterinum). Als regionäre Lymphknoten für die Zervix gelten die beidseitigen pelvinen Lymphknoten (sog. Lymphknoten der 1. Station) (UICC 1997, 2002, Benedet et al. 2001). Diese schließen ein:

– parametrane Lymphknoten (einschl. parazervikale Lymphknoten),
– sakrale (präsakrale, laterale sakrale) Lymphknoten,
– Obturatoria-Lymphknoten (interiliakale Lymphknoten an Aa. obturatoriae),
– interne iliakale Lymphknoten (an Aa. iliacae internae),
– externe iliakale Lymphknoten (an Aa. iliacae externae),
– Lymphknoten an Aa. iliacae communes.

In der Regel sind zunächst die parametranen Lymphknoten (Benedetti- Panici et al. 2000) und die Obturatoria-Lymphknoten (Sakuragi et al. 1999, De Oliveira u. Mota 2001, Winter 2001) befallen. Die Lymphknoten an den Aa. iliacae communes zeigen in der Regel erst Metastasen, wenn andere pelvine Lymphknoten befallen sind. Metastasen in pelvinen, abdominalen (paraaortalen, präaortalen, interaortokavalen, präkavalen, parakavalen, retrokavalen, retroaortalen) und inguinalen Lymphknoten (sog. Lymphknoten der 2. Station) gelten nach TNM und FIGO als Fernmetastasen. Überwiegend finden sie sich bei Befall der pelvinen Lymphknoten (Downey et al. 1989, Morice et al. 1999, Sakuragi et al. 1999). 2 Histomorphologie (Typing und Grading)

2.1 Vorläuferläsionen Zervikale intraepitheliale Neoplasie ( CIN)

Nach der aktuellen WHO-Klassifikation (Tavassoli u. Devilee 2003) werden die Vorläuferläsionen des Plattenepithelkarzinoms als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet. Früher gebräuchliche Synonyme hierfür sind Dysplasie und plattenepitheliale intraepitheliale Läsion (squamous intraepithelial lesion, SIL). In der Ätiologie der CIN steht die Infektion mit HPV-Viren, speziell den High-risk-Typen 16 und 18 im Vordergrund. Die HPV-Infektion führt in einem Teil der Fälle zur CIN unterschiedlichen Grades. Diese kann sich zurückbilden, stationär bleiben oder in ein infiltratives Plattenepithelkarzinom übergehen (Östör 1993).

Dabei sind entsprechende Kofaktoren von wesentlicher Bedeutung: Immundefizienz durch Immunsuppressionstherapie oder HIV-Infektion (Birkeland et al. 1995, Frisch et al. 2000, Parkin et al. 2001), hohe Geburtenzahl (Muñoz et al. 2001), langzeitige orale Kontrazeption, vor allem bei Kombination mit Adenokarzinom) (Moreno et al. 2002). Die CIN wird ab dem frühen reproduktiven Alter beobachtet. Sie entwickelt sich zunächst überwiegend in der Transformationszone.