Beratungsproblem Haut - Dermatologie in Innerer Medizin und Allgemeinmedizin

von: Josef Smolle, Frank H. Mader

Springer-Verlag, 2005

ISBN: 9783540268970 , 325 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 54,99 EUR

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Beratungsproblem Haut - Dermatologie in Innerer Medizin und Allgemeinmedizin


 

2 Die Fälle – klassifiziert nach Symptomen, Symptomgruppen und Krankheitsbildern (S. 88-91)

2.1 Herpes-simplex- und Varicella-zoster-Erkrankungen

Die Erkrankungen durch das Herpes-simplex-Virus und durch das Varicella-zoster-Virus haben einiges gemeinsam: Im Zuge des Erstkontaktes, der meist in der Kindheit erfolgt, kann es zu einer Allgemeinerkrankung kommen. Anschließend verbleibt das Virus latent in den Ganglienzellen der Spinalnerven. Im späteren Leben kann es dort reaktiviert werden und dann zu Hautveränderungen führen. Es gibt jedoch auch grundlegende Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungsgruppen: Die Erstinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus verläuft oft inapparent oder als uncharakteristischer grippaler Infekt, während die Erstinfektion mit dem Varicellazoster- Virus in der Mehrzahl der betroffenen Kinder die klassischen Varizellen auslöst. Reaktivierungen wiederum treten beim Herpes simplex sehr häufig, oft sogar in monatlichen Intervallen und stets an derselben Stelle auf. Beim Varicella-zoster-Virus führt dagegen die Reaktivierung zu einem streng segmental ausgebreiteten Herpes zoster, der fast immer nur einmal im Leben auftritt und dann nie mehr rezidiviert.

Merke
Der Herpes simplex äußert sich im typischen Fall mit häufigen Rezidiven an der stets gleichen Stelle, der Herpes zoster tritt dagegen fast immer nur ein einziges Mal im Leben auf.

Die Erkrankungen durch Herpes-simplex- und Varicella- zoster-Virus sind den Patienten i. Allg. geläufig. Sie sind gut behandelbar und in der Regel harmlos. Die Klassifikation gelingt meist auf Anhieb als Bild einer Krankheit. In Ausnahmefällen können die Krankheiten jedoch einen gravierenden Verlauf nehmen oder Ausdruck einer ernsten Grunderkrankung sein. Den Patienten quälen dagegen oft Sorgen über Ansteckungsgefahren – insbesondere beim Herpes genitalis – oder betreffend eine »Abwehrschwäche« – insbesondere beim rezidivierenden Herpes simplex und beim Herpes zoster. Der Herpes simplex kommt am häufigsten im Gesicht – hier wiederum perioral – sowie am Genitale vor. Meist liegen den beiden Manifestationen Infektionen mit 2 verschiedenen Varianten des Virus (Typ 1 und Typ 2) zugrunde. Aufgrund der unterschiedlichen klinischen Implikationen werden die beiden Krankheitsbilder gesondert besprochen.

2.1.1 Herpes simplex labialis

Bild der Krankheit

Fall 28
»Was haben Sie da an der Lippe?« Die 53-jährige Patientin kommt regelmäßig zur Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle. Dabei sehen Sie zufällig eine Kruste an der Oberlippe. Auf Befragen gibt die Patientin an, dass sie in mehrjährigen Intervallen bereits öfter solche »Fieberblasen« gehabt habe. Bei dieser Gelegenheit fragt sie gleich, ob für ihren 6-jährigen Enkel eine Ansteckungsgefahr bestehe. Sie können sie diesbezüglich beruhigen.

Kommentar. In den meisten Fällen hat ein Herpes simplex labialis recidivans für den Patienten keinen besonderen Krankheitswert. Er lässt die Läsionen entweder unbehandelt oder wendet irgendein Externum, vorzugsweise in Puder- oder Pastenform, an. »Herpes« als Problem wird allenfalls bewusst, wenn von anderen die Frage der Ansteckung, insbesondere im Hinblick auf Kinder, gestellt wird. Vorsicht ist hier lediglich im 1. Lebensjahr geboten, später ist ohnehin mit einer hohen Durchseuchung zu rechnen.

Stichwort. Herpes simplex labialis.