Herzklappenchirurgie - Ein Patientenratgeber

von: Kerstin Bauer, Jürgen Ennker

Steinkopff, 2006

ISBN: 9783798515291 , 140 Seiten

2. Auflage

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's

Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Herzklappenchirurgie - Ein Patientenratgeber


 

Rund um die Herzklappenoperation (S. 45-46)

Wie entwickelten sich die Herzklappenchirurgie und die Herzklappenprothesen im Laufe der Zeit ? Bevor die Herzklappenchirurgie den heutigen Standard erreichte, vergingen Jahrzehnte. Ärzte und Forscher sammelten in dieser Zeitspanne viele Erfahrungen und neue Erkenntnisse. Auch der technische Fortschritt, wie z. B. die Möglichkeit der künstlichen Beatmung oder der Einsatz der Herzlungenmaschine, tat das Seine.

Ein weiterer, ganzen tscheidender Faktor für die Weiterentwicklung der Chirurgie waren die Fortschritte der Narkoseverfahren (Anästhesie). Die ersten herzchirurgischen Eingriffe bestanden in der Übernähung von Herzwunden, die durch Verletzungen verursacht wurden. Im Jahre 1896 gelang es Ludwig Rehn in Frankfurt, einem 22-jährigen Mann die Stichverletzung am Herzen, die er sich bei einem im Rausch angefangenen Streit zugezogen hatte, erfolgreich zu nähen.

Dies war die erste Operation einer Herzwunde weltweit, die mit Erfolg durchgeführt wurde. Die Ärzte erkannten, dass Stærungen der Herzklappenfunktion zu schweren Beeinträchtigungen des Wohlergehens der Patienten bis hin zum Tode führen können. So wurde nach Lösungen gesucht, wie man die Klappenfehlfunktion beheben kænnte. Vor der Ära der Herzlungenmaschine war dies natürlich ein sehr riskantes Unterfangen.

Die Idee war, verengte Herzklappen zu sprengen. Die Gefahr dabei war jedoch damals wie heute die zu weite Sprengung der Klappenverengung, so dass daraus eine gravierende Schlussunfähigkeit der Herzklappe resultiert. Dr. Theodore Tuffier, ein franzsischer Chirurg, führte 1912 die erste Klappen sprengung der Aortenklappe durch, indem er durch die Wand der Hauptschlagader mit dem Finger die Aortenklappenöffnung erweiterte.

Die Beschwerden des Patienten besserten sich nach dem Eingriff. Etwa zehn Jahre später, im Jahr 1923, operierte Dr. Elliot Cutler in Boston ein bettlägriges 12-jähriges Mädchen an der Mitralklappe. Dazu verwendete er ein eigens zur Klappenerweiterung entwickeltes Instrument, das er über die Herzspitze der linken Hauptkammer bis zur Mitralklappe führte, um dort Teile der Klappensegel einzuschneiden. Das Mådchen überlebte noch 4 1/2 Jahre nach der Operation. Da die Patienten meist schon in einem sehr geschwächten Zustand zur Herzklappenoperation kamen und die Methoden noch nicht ausgereift waren, blieben die meisten dieser Operationen mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate erfolglos. Auch Versuche, die Herzklappen mit Instrumenten sichtbar zu machen, waren aufgrund des Blutstroms im Herzen nicht erfolgreich.