Manuelle Therapie und komplexe Rehabilitation - Band 1: Grundlagen, obere Körperregionen

von: Uwe Streeck, Jürgen Focke, Lothar D. Klimpel, Dietmar-Walter Noack

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540342694 , 501 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 59,99 EUR

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Manuelle Therapie und komplexe Rehabilitation - Band 1: Grundlagen, obere Körperregionen


 

5 Brustwirbelsäule (S. 295-296)

5.1 Anatomie der BWS

Die Brustwirbelsäule (BWS) ist der längste und unbeweglichste Abschnitt der Wirbelsäule (WS). Ihre Unbeweglichkeit entsteht durch die Rippen, die die Organe schützen. Verschiedene Abschnitte der BWS sind mit folgenden anderen Körperabschnitten mechanisch verbunden: Der obere BWS-Abschnitt (Th 1–4) ist mit den Bewegungen der Halswirbelsäule (HWS) gekoppelt. Der mittlere BWS-Abschnitt (Th 4–8) wirkt als Punktum stabile zwischen oberer und unterer BWS, wobei er ebenfalls der kinematischen Bewegung der HWS oder der Lendenwirbel säule (LWS) entsprechen kann. Der untere BWS-Abschnitt (Th 8–12) ist mit den Bewegungen der LWS gekoppelt. Oft kompensiert die BWS funktionelle oder anatomische Beinlangendi. erenzen, wodurch sich Kompensationskrummungen in der sagittalen und frontalen Ebene ergeben.

Wichtig Die Flachen der Facettengelenke sind 30° nach frontal und 15° nach lateral geneigt. Sie erlauben viel Rotation, sind aber durch die Rippen in ihrer Beweglichkeit eingeschrankt.

Der Brustkorb und die Procc. spinosi schränken die Flexion, Extension und Lateralfl exion der BWS ein. Die Rotation der Wirbelsäule fi ndet trotzdem primär in der BWS statt und zwar besonders in der unteren (freien) BWS – ab Th 9. Die Foramina vertebralia stehen lateral, leicht ventral und sind im Verhältnis zu den sehr dünnen, austretenden Nervenwurzeln relativ weit. Der ?. und ??. Brustwirbel spielen eine besondere Rolle. Der 12. Brustwirbelkörper (BWK) ist im kranialen Anteil ein typischer BWK mit 30° nach frontal gerichteten Gelenkfacetten. Sein kaudaler Anteil entspricht einem lumbalen Wirbel mit sagittalem Facettenverlauf. Während in der LWS primär die Bandscheiben und mechanische Facetten- bzw. Foramenprobleme Beschwerden verursachen, sind es in der BWS häufi g segmental re. ektorische Symptomkomplexe. Die Gelenkkapseln der BWS sind propriorezeptiv sehr gut versorgt. Sie harmonisieren die Winkelstellung der Rippenköpfe zu den Facetten und zur Muskulatur: vergleichbar mit einem segmental-refl ektorischen »Kommandostand«.

Wichtig Ist die harmonische Koordination zwischen den Rippengelenken, Facettengelenken und der autochthonen Muskulatur gestort, verursacht sie .Regelkreisentgleisung. im Hinterhorn. Damit verbundenen sind segmentale Storungen.

So können bei arthrokinematischer, angulativer Bewegungsstörung mechanische Reizungen entstehen. Betroff en sind der dicht an den Rippenköpfchen verlaufenden Truncus sympathicus und die Interkostalnerven. Weitere Gründe von Beschwerden der BWS können sich ergeben aus:

- der physiologischen medullären Raumenge der BWS und
- der ungünstigen Stoff wechselversorgung.

Letztere führt zu einem Gewebeschwund (Rarefi kation) des Knochengewebes wie bei der Osteoporose, wodurch sich die Wirbelsäule verkrümmen kann. Weitere Folgen der Rarefi kation sind exzentrische, muskuläre Defi zite mit traumatischen Muskelkontraktionen. Verbunden mit Zug oder Druck (z. B. Niesen) »dübelt« die abrupt beginnende Kontraktion die Verbindung zwischen Sehne und Knochenlamelle auf. Aufgrund der ventral liegenden Belastungsachse entstehen in der mittleren BWS die meisten exzentrischen Reize für die Mm. rotatores breves.

Nur die 1., 11. und 12. Rippe artikulieren mit nur einem Wirbelkörper. Die 2. bis 10. Rippe artikulieren dagegen mit zwei aufeinander folgenden Wirbelkörpern und der dazwischen liegenden Bandscheibe. Folgende Gelenk. achen der Wirbelkörper sind an der Gelenkbildung mit einer Rippe beteiligt: kostovertebral die Fovea costalis superior et inferior, kostotransversal die Fovea costalis transversalis. Die 3. Rippe artikuliert z. B. mit dem 2. und 3. Brustwirbel und über das. Lig. capitis costae intraarticulare.